Meine Reflektionen zu "Dialog + Herzensweisheit"
Versöhnender, verbindender und friedvoller Dialog scheint überall schwierig, auf der großen Weltbühne ebenso wie im kleinen privaten Leben … Ich möchte beitragen, das zu ändern … ein zu großes Ziel?
Und so schaue ich auf das von mir entwickelte Kartenset "Dialog und Herzensweisheit" und frage mich, ob und wem es wohl unterstützend dienlich sein kann. Um meinen eigenen Fragen näher zu kommen, habe ich mir - einer Eingebung folgend - eine Herausforderung gesetzt:
Über den Zeitraum mehrerer Wochen begebe ich mich jeden Tag eine Stunde in einen assoziativen Schreibfluss und widme mich jeweils einer Herzensdialogkarte.
Gern möchte ich euch an diesem offenen Schreib-Prozess teilhaben lassen und werde deshalb nach und nach Texte, die im Sommer 2025 spontan in die Tasten meines Laptops geflossen sind, veröffentlichen. Einstweilen hier über diese Webseite. Schau gern mal wieder vorbei ...
Hier und heute am 15. September 2025 veröffentliche ich den Text zur Herzensdialog Karte mit folgendem Satz:
Lasse mich wissen, was dir zutiefst am Herzen liegt
Ein Appell. Wirst du ihn verstehen. Eine Einladung, in dich hinein zu hören. Dein Herzschlag tief in deinem Körper. Darum herum ein starker Raum, gefestigt um dein Herz zu schützen. Etwas liegt dir AM Herzen. Was bedeutet das Wort AM. Da sollte ich nochmal drüber sinnen. Ist am nicht irgendwie außen vor. Oder kommt es nah dran. Am Herzen liegt etwas, wenn es mich beschwert und wenn ich es gern loslassen möchte. Oder würde es mich erleichtern, wenn ich es endlich mal aussprechen könnte. Am. Das klingt so als wäre um den weichen pulsierenden Herzkern herum so einiges, was ich spüre, wahrnehme oder einfach erahne. Du hältst dich bedeckt. Ich wohl auch. Denn auch mir liegt das eine und andere auf dem Herzen.
Da habe ich gerade eine andere Präposition benutzt. Auf dem Herzen statt am Herzen. Meint es jetzt das Gleiche. Fühlt sich in uns die gleiche Ebene angesprochen oder macht es einen Unterschied. Am klingt irgendwie weicher. Auf dem hat etwas von Schwere, es ist ein Gewicht, das oben drauf liegt und was sich sicher gut anfühlen wird, wenn es ein bisschen angehoben wird.
Wie kommen wir überhaupt dazu zu denken, dass unser Herz eine bedeutsame Rolle im Hinblick auf unser Miteinander spielt. Haben wir das irgendwo gelesen. Haben wir dazu Informationen gesammelt, die uns die Erkenntnis geschenkt haben, wie wichtig die Stimme unseres Herzens ist. Woher weiß ich, dass ich eine bedeutsame Spur lege, wenn ich dich nach der Befindlichkeit deines Herzens frage. Mich selbst frage ich auch. Herz – wie geht es dir. Warum klopfst du heute schon wieder so mächtig. Meine Hand liegt auf meinem Brustbein. Das heißt übrigens auch Sternum. Es soll mein Herz schützen, meine Lungen auch. Unsere Herzen liegen eingebettet im Lungenraum, weich, atmend behütend. Drumherum das knöcherne Sternum. Die zarten Gewebe umhüllt von harter beständiger Struktur. Darunter das pulsierende Leben, welches außer Rand und Band geraten kann, aber auch immer langsamer, lebloser vor sich wimmert, wenn es nicht genährt wird.
Welches Herzgefühl antwortet auf die Frage, lasse mich etwas wissen. Wie verbunden sind wir eigentlich mit dem Ausdruck unserer Herzen. So im alltäglichen Tagestrott wird mich niemand fragen, wie es meinem Herzen geht. Was in ihm sich bewegt, wie es schlägt, schon gar nicht was es zu sagen hat. Ist es wirklich so wichtig, auf mein Herz zu hören. Ja – sicher spätestens dann, wenn mich jemand nach der Sprache, nach der Geschichte fragt, die mein Herz erzählen könnte.
Mein Satz – Schatz beinhaltet übrigens auch das Wort zutiefst. Das hatte ich fast überlesen, obwohl ich ja die Schöpferin dieses Satzes bin. Nun – viele andere Menschen werden es auf die eine und andere Weise genauso formulieren. Die eine und andere Weise meint dann, wie der Satz ausgesprochen wird. Und sagen die meisten Menschen wirklich „lasse“ mich wissen. Lassen ist schon fast Poesie Sprache. Lassen fühlt sich an wie loslassen. Ich lade dich / euch / uns also ein, etwas vom Herzen zu lassen. Etwas – oder dich ! – fallen zu lassen. Ein Versprechen, dass du sagen kannst was du willst. Und wenn es noch so fern und unverständlich schiene.
Zutiefst im Herzen, tief im Herzen verborgen – welcher Schatz liegt dort. Ich wünsche mir heute, dass wir alle den Weg gehen, um den Schatz zu heben. Dass wir auf die Einladung, lasse mich wissen, was … eine Antwort geben können. Eine Antwort, die berührt und öffnet. Die entlastet, weitet, ermutigt auch zu forschen, was da schlummert.
Den Weg zu deinem / euren Herzen finden. Welche Voraussetzung braucht es dafür. Kann ich mich für die Herzenstiefe meines Feindes öffnen. Puh – an dieser Stelle wird es heftig. Es muss ja nicht gleich ein Todfeind sein. Es reicht, mir bestimmte Personen, Personengruppen vorzustellen. Da verschließt sich mein Herz. Finde ich das gut? Darum geht es nicht. Mein Herz rebelliert in bestimmten Situationen, bei bestimmten Menschen, bestimmten Statements, Meinungen, Gesetzen, Vorschriften … ach – ich will es nicht ausführen.
Kann ich mir vorstellen, dass auch meine Feindbilder, die ja mit Menschen verbunden sind, aus einer Herzenskraft entstanden sind. Und wenn ja – welche Herzkraft ist das. Einfach nur, dass das Herz schlägt und damit biologisch das Leben am Laufen hält. Die Struktur, die das Herz vor äußeren Schlägen schützt. Das Knochengebilde, das Sternum (welches übrigens mitunter als schwertförmig beschrieben wird) wird zum Symbol für Herzenskälte. Ist das weit hergeholt. Welche Stimme spricht da in mir. Und wieder ist beim Schreibfluss zu spüren, dass da mächtige Bewertungen in mir am Wirken sind.
Entmenschliche ich jemanden, wenn ich ihm/ihr nicht zutraue, Herzenswärme zu empfinden und aus dieser Herzenswärme heraus zu handeln. Wie komme ich in den Zustand, indem meine eigene Herzenskraft so tief, wo umfassend, so liebend ist, dass sie meine Feindbilder einschließt.
Wie reagiert mein Herz, wenn ich euch einlade, das auszusprechen, was euch zutiefst am Herzen liegt. Und ihr sagt etwas, das ich nicht teilen kann. Das ich grundfalsch empfinde. Das mein Gespür für Gerechtigkeit verletzt.
Da habe ich dich eingeladen und du missbrauchst diese Einladung, um dein verschmutztes Herz vor meinen Augen zu säubern und deinen … mir vor die Füße zu werfen.
Prüfung. Wie ernst ist mir, was ich sage, was ich dich, euch frage. Kommt es aus meinem Herzen und kommt es aus dem weichen Gewebe oder ist es das Schwert, was mein physisches Herz schützen soll. Diese Prüfung ist schwer. Sie wiegt schwer. Und sie beschwert auch mein Herz. Nicht für alles ist gleich eine entlastende Lösung möglich. Ich bin gefordert, auf eine andere Ebene zu gehen. Jetzt geht es nicht mehr um das, was du dir gerade von deinem Herzen redest. Es geht darum, wie ich darauf reagiere.
Kann ich tiefer schauen. Sehe ich dein Schwert oder sehe ich deine Weichheit und Schönheit. Oder beides. Sehe ich dich als ein Wesen auf dem Weg. Auf einem Weg, der viel Belastendes und Schmutziges bereitgestellt hat. Dass du – und auch ich übrigens – durchwandern musstest.
Wenn ich nochmal meinen Satz – Schatz anschaue, muss ich feststellen. Ich wollte es hören. Es war ein Appell an dich, an euch. Ich will verstehen, was gemeint ist. Wenn wir uns nicht verstehen, hat das ja einen Grund. Können wir den ergründen, indem wir unserer Herzkraft auf den Grund gehen. In die Tiefe. Zutiefst.
Wenn ich jemandem gegenüber diesen Appell ausspreche, brauche ich Klarheit und Offenheit. Alles ist jetzt möglich. Etwas zutiefst Verstörendes, aber auch etwas zutiefst Heilsames. Und alle Schattierungen dazwischen. Mit viel Klarheit und Dranbleiben erforschen wir gemeinsam die Zwischentöne, die Verzerrungen, die Abgründe. Wenn wir sie noch einmal – zusammen ? – durchgegangen sind, können sie sich mitunter auflösen. Sie lagen am Herzen, haben geklebt und erdrückt. Meine Frage konnte den Leim anfeuchten und ein Stück lösen. Du bist mitgegangen, hast dich eingelassen. Weil du gespürt hast, dass es mir wirklich wichtig ist.
Ich kann euch sagen – auch in mir haftet dieses und jenes. Das wünschte ich mir anders und leichter. Es entlastet mich in diesem Moment, dass ich das sagen – zugeben – kann. Sind wir nicht alle Menschen, die unvollkommen sind. Aber wir alle haben ein Herz und ein Schwert, das es schützt. Das ist so unermesslich riesig in seinem Potential. Können wir uns LIEBE vorstellen, die unsere Herzen vollumfänglich erfüllt. Vielleicht gibt es Momente, die sich so anfühlen. Legen wir einen solchen Moment auf den anderen. Dann trauen wir uns immer öfter diesen Appell auszusprechen. Wahrscheinlich wird er immer aufrichtiger. Und wird immer öfter auch im Alltag ausgesprochen. Nichts daran ist peinlich. Nichts daran ist anstößig. Es ist einfach zutiefst menschlich. Dein Interesse an mir entfacht mein Interesse an dir. Dieses Herzensfeuer lodert nicht als romantische Geschichte. Es ist das Feuer des Lebens. Und nein – dieses Feuer verbrennt niemanden. Die Funken sprühen, um Herzenswärme zu entfachen.
